Morgen beginnt es

Hi meine Lieben,

ab morgen geht es für Gladiatoren meiner Meisterschaft endlich los. Jeder hat sich morgen bei mir einzufinden, mir kurz zu schreiben und erhält seinen Link zur Meisterschaft. Dort wartet jeden Tag die Aufgabe.

Bin schon echt gespannt, wer die jeweiligen Aufgaben gewinnt und natürlich mich dann am Ende ;)

Ein bisschen wehmütig bin ich, da der Märchenkalender nun zuende geht. Das AbschlussMärchen teile ich mal heute auch mit denen, die nicht mitgemacht haben. Ich dachte, ich beende das Ganze mit einem Märchen ohne sexuellen Inhalt:


Das Märchen

Es war einmal ein Märchen. Schön geformt mit feinen Wörtern, leicht im Schwunge und mit viel Fantasie versetzt. Es erzählte brav seine Geschichte und musste diese jedem Leser immer wieder neu erzählen.
Natürlich kommt es dem Menschen so vor, als wäre der Text zwischen Buchdeckeln fest geschrieben und unveränderlich, aber ein Buch packt ihn erst bei der Öffnung auf die Seiten. Blitzschnell.
Und wenn man ein Buch mehrere Male liest, so ersieht man schnell, dass immer wieder Dinge oder Kleinigkeiten auftauchen, die man beim ersten Mal lesen noch nicht gelesen hat.
Das Märchen, von dem wir hier schreiben, hielt sich immer brav an die Geschichte. Diese war ihr Ursprung. Fest verbunden und mit Denkgrenzen und Logikstacheldraht verankert. Doch im Märchen lechzte etwas nach Neuem. Es suchte sich immer wieder Schlupflöcher und so waren Details auf einmal austauschbar, Farben veränderten sich und irgendwann konnte es die Charaktere der Protagonisten verändern.
Eines Tages wurde es aufgeschlagen. Es war gerade im Kombinieren mehrerer neuer Sätze und konnte gar nicht so schnell umschalten. So traf der Leser auf mehrere unvollständige Seiten und legte das Buch zurück ins Regal.
Vielleicht muss man hier wissen, dass das Märchen in einer großen Bibliothek stand. Leicht verstaubt und etwas älter. Grauer Einband ohne Glanzfolie und man fand nur zu diesem Buch, wenn man es durch die Karteikästen wirklich suchte.
Das Märchen nahm sich vor, in dem ganzen Neuerforschen seiner Fähigkeiten nun auch mehr darauf zu achten, dass es geöffnet werden könnte.
Sein Traum war es, dass es einen neuen Text geschrieben hatte und dieser dann fest stehen konnte. Sozusagen selbst dem Geburtssinn zu entwachsen.
Das neue Märchen sollte jeden Menschen erreichen, ihn erwärmen, seinen Horizont erweitern und selbst zum Fabulieren bringen. Trotz des Einbandes wollte es leuchten.
Und dann fiel es dem Märchen wie Schuppen von den nicht vorhandenen Augen. In einem stillen Moment, zwischen Haupthandlung und Ende, kam es auf den Gedanken, dass es ja vielleicht ganz ratsam wäre, auch nach außen zu schauen und nicht nur nach innen. Es wollte bei der nächsten Öffnung mal in den Leser hineinfühlen und nahm es sich vor.
Und es dauerte nicht lange, da wurde es wieder aufgeschlagen. Der Text stand sofort. Durch den PapierHautKontakt nahm das Märchen den Pulsschlag und die Feuchtigkeit wahr, konzentrierte sich mit all seiner Kraft und tauchte in ein buntes GedankenUniversum ein. Da war so viel. Viel mehr Unbewusstes, als Bewusstes und das Märchen war richtig gierig danach. Zu gierig.

Eine Bibliothekarin fand wenig später das Buch aufgeschlagen am Boden. Aufgeschlagen durch den Sturz und aufgeschlagen im Zustand. Sie schaute kurz hinein, wurde gleichsam aufgesaugt und das Buch blieb liegen. So ging es immer weiter, bis es aufgehoben und ungelesen wieder ins Regal gepackt wurde.

Und wenn das Buch nicht aussortiert wurde, wartet es auf die nächsten Opfer. Es will wachsen.


Habt einen wundervollen Mittwoch.

Kathy